Abenteuer
Ein Abenteuer ist ein außergewöhnliches Ereignis, ein gewagtes Unternehmen, ein prickelndes Erlebnis, ein außergewöhnliches, spannendes, außerhalb der alltäglichen Erfahrungen → liegendes Geschehen. Es handelt sich um eine Begebenheit, ein Wagnis. Hans Thiersch, der bekannte Tübinger Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik, führt dazu in einem Interview aus: „Ich dachte auf der einen Seite gebe es Überlegungen, die das Abenteuer charakterisieren als das Besondere, Herausgehobene, Herausfordernde, auch das in ferne und ungesicherte Situationen uns Aufgaben Ausbrechende. Und ich dachte, dazu gäbe es auch elementare Überlegungen, was im Abenteuer pädagogisch interessant ist: die Verbindlichkeit von Aufgaben ohne besondere pädagogische Unterstützung oder Motivation (…).“. (Schoch, 2004, 66). Die Werbe- und die Freizeitindustrie haben mittlerweile das Abenteuer geschäftstüchtig auf ihre Fahnen geschrieben. Mit dem Begriff des Abenteuers wird in diesem Zusammenhang meistens etwas Großes, Bedeutungsvolles verbunden. Eng mit dem Begriff werden dabei auch die Begriffe Wagnis → und Risiko → verknüpft. Abenteuer bedeutet immer einen Schritt in unbekannte Territorien zu wagen. Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998), dessen Werk u.a. durch seine Erfahrungen im ersten Weltkrieg geprägt war und dabei durchaus idealisierende Züge hatte, meint: „Das Abenteuer ist das Konzentrat des Lebens; wir atmen schneller, der Tod rückt näher heran.“ (Jünger, 1980, 13); an anderer Stelle hat er sich ausführlich mit dem Abenteuer auseinandergesetzt (2010). Für Christoph Ransmayer ereignet sich das ungeplante Abenteuer nebenbei und ist in den meisten Fällen nicht das eigentliche Ziel: „Selbst Roald Amundsen (…) hat das ‚Abenteuer‘ als eine ‚unwillkommene Unterbrechung ernster Arbeit beschrieben.“ (Ransmayer, 2014, 96 f.). Es ist nur begrenzt planbar, der Prozess nicht kontrollierbar und der Ausgang meist nicht von Anfang an vorhersehbar. Die romanischen Sprachen unterscheiden zwei Arten von Zukunft, die planbare (frz. le futur) und die nicht planbare (frz. l’avenir), die auf uns zukommt. In der Erlebnispädagogik sollte aber alles planbar bleiben, soweit irgendwie möglich. Kurt Hahn zitiert in einem Vortrag 1947 in Glasgow George Trevelyan: „Ohne die Lust am Abenteuer in der Jugend muß jede Zivilisation, mag sie noch so fortgeschritten sein, muß jeder Staat, mag er noch so wohlgeordnet sein, dahinschwinden und welken.“ (Hahn, 1947, 268). Daher führt der Begriff der Abenteuerpädagogik → auf die falsche Fährte, wenngleich er auch in Deutschland immer wieder verwendet wird – siehe den Masterstudiengang „Abenteuer- und Erlebnispädagogik“ an der Universität Marburg.
Literatur / Quellen:
Jünger, E. (1980). Annäherungen. Drogen und Rausch. Berlin: Ullstein.
Jünger, E. (2010). Das abenteuerliche Herz. Stuttgart: reclam.
Hahn, K. (1947). Über Abenteuerlust und Charakterbildung. In M. Knoll M. (Hrsg.), (1998), Kurt Hahn. Reform mit Augenmaß (266-272). Stuttgart: Klett Cotta.
Ransmayer, C. (2014). Geständnisse eines Touristen. Frankfurt a. M.: Fischer TB.
Schoch, B. (2004). Bernhard Schoch interviewt Hans Thiersch. Abenteuer als Medium und Prinzip der Erlebnispädagogik. In A. Ferstl, P. Schettgen (Hrsg.), Der Nutzen des Nachklangs (62–70). Augsburg: ZIEL.
Auszug aus dem Buch:
500 Stichwörter zur Erlebnispädagogik
Insiderwissen für Outdoorhandeln
Das Buch stellt das Grundlagenwissen der Erlebnispädagogik samt themenspezifischer Vertiefungen kompakt und verständlich dar. Augenscheinlich wird dabei, wie groß das Spektrum relevanter Themen ist, welche Entwicklungslinien die Erlebnispädagogik im Verlauf ihrer Geschichte erfahren hat und welch bedeutende Rolle sie heute für andere pädagogische Ansätze in Bildung und Erziehung, Training und Weiterbildung wie auch für die Sozialwissenschaften spielt.
So richtet sich das Buch an wissenschaftlich und praktisch tätige Erlebnispädagog*innen, aber auch an Sozialarbeiter*innen, Pädagog*innen, Lehrer*innen und alle anderen Fachkräfte, die mit Lehr-Lern-Prozessen zu tun haben. Es stärkt die wechselseitige Bezugnahme von Wissenschaft und Praxis und leistet einen innovativen, höchst aktuellen Beitrag zur weiteren Disziplin- und Handlungsfeldentwicklung.
500 Stichwörter zu den Kategorien Konzepte und Fachbegriffe, Methoden, Personen, Anbieter sowie Netzwerkaktivitäten bieten eine Fülle an Themen zur Fundierung und Wissenserweiterung erlebnispädagogischer Praxis an.
Das Buch ist HIER erhältlich
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Abenteuer
Ein Abenteuer ist ein außergewöhnliches Ereignis, ein gewagtes Unternehmen, ein prickelndes Erlebnis, ein außergewöhnliches, spannendes, außerhalb der alltäglichen Erfahrungen → liegendes Geschehen. Es handelt sich um eine Begebenheit, ein Wagnis. Hans Thiersch, der bekannte Tübinger Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik, führt dazu in einem Interview aus: „Ich dachte auf der einen Seite gebe es Überlegungen, die das Abenteuer charakterisieren als das Besondere, Herausgehobene, Herausfordernde, auch das in ferne und ungesicherte Situationen uns Aufgaben Ausbrechende. Und ich dachte, dazu gäbe es auch elementare Überlegungen, was im Abenteuer pädagogisch interessant ist: die Verbindlichkeit von Aufgaben ohne besondere pädagogische Unterstützung oder Motivation (…).“. (Schoch, 2004, 66). Die Werbe- und die Freizeitindustrie haben mittlerweile das Abenteuer geschäftstüchtig auf ihre Fahnen geschrieben. Mit dem Begriff des Abenteuers wird in diesem Zusammenhang meistens etwas Großes, Bedeutungsvolles verbunden. Eng mit dem Begriff werden dabei auch die Begriffe Wagnis → und Risiko → verknüpft. Abenteuer bedeutet immer einen Schritt in unbekannte Territorien zu wagen. Der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998), dessen Werk u.a. durch seine Erfahrungen im ersten Weltkrieg geprägt war und dabei durchaus idealisierende Züge hatte, meint: „Das Abenteuer ist das Konzentrat des Lebens; wir atmen schneller, der Tod rückt näher heran.“ (Jünger, 1980, 13); an anderer Stelle hat er sich ausführlich mit dem Abenteuer auseinandergesetzt (2010). Für Christoph Ransmayer ereignet sich das ungeplante Abenteuer nebenbei und ist in den meisten Fällen nicht das eigentliche Ziel: „Selbst Roald Amundsen (…) hat das ‚Abenteuer‘ als eine ‚unwillkommene Unterbrechung ernster Arbeit beschrieben.“ (Ransmayer, 2014, 96 f.). Es ist nur begrenzt planbar, der Prozess nicht kontrollierbar und der Ausgang meist nicht von Anfang an vorhersehbar. Die romanischen Sprachen unterscheiden zwei Arten von Zukunft, die planbare (frz. le futur) und die nicht planbare (frz. l’avenir), die auf uns zukommt. In der Erlebnispädagogik sollte aber alles planbar bleiben, soweit irgendwie möglich. Kurt Hahn zitiert in einem Vortrag 1947 in Glasgow George Trevelyan: „Ohne die Lust am Abenteuer in der Jugend muß jede Zivilisation, mag sie noch so fortgeschritten sein, muß jeder Staat, mag er noch so wohlgeordnet sein, dahinschwinden und welken.“ (Hahn, 1947, 268). Daher führt der Begriff der Abenteuerpädagogik → auf die falsche Fährte, wenngleich er auch in Deutschland immer wieder verwendet wird – siehe den Masterstudiengang „Abenteuer- und Erlebnispädagogik“ an der Universität Marburg.
Literatur / Quellen:
Jünger, E. (1980). Annäherungen. Drogen und Rausch. Berlin: Ullstein.
Jünger, E. (2010). Das abenteuerliche Herz. Stuttgart: reclam.
Hahn, K. (1947). Über Abenteuerlust und Charakterbildung. In M. Knoll M. (Hrsg.), (1998), Kurt Hahn. Reform mit Augenmaß (266-272). Stuttgart: Klett Cotta.
Ransmayer, C. (2014). Geständnisse eines Touristen. Frankfurt a. M.: Fischer TB.
Schoch, B. (2004). Bernhard Schoch interviewt Hans Thiersch. Abenteuer als Medium und Prinzip der Erlebnispädagogik. In A. Ferstl, P. Schettgen (Hrsg.), Der Nutzen des Nachklangs (62–70). Augsburg: ZIEL.
Auszug aus dem Buch:
500 Stichwörter zur Erlebnispädagogik
Insiderwissen für Outdoorhandeln
Das Buch stellt das Grundlagenwissen der Erlebnispädagogik samt themenspezifischer Vertiefungen kompakt und verständlich dar. Augenscheinlich wird dabei, wie groß das Spektrum relevanter Themen ist, welche Entwicklungslinien die Erlebnispädagogik im Verlauf ihrer Geschichte erfahren hat und welch bedeutende Rolle sie heute für andere pädagogische Ansätze in Bildung und Erziehung, Training und Weiterbildung wie auch für die Sozialwissenschaften spielt.
So richtet sich das Buch an wissenschaftlich und praktisch tätige Erlebnispädagog*innen, aber auch an Sozialarbeiter*innen, Pädagog*innen, Lehrer*innen und alle anderen Fachkräfte, die mit Lehr-Lern-Prozessen zu tun haben. Es stärkt die wechselseitige Bezugnahme von Wissenschaft und Praxis und leistet einen innovativen, höchst aktuellen Beitrag zur weiteren Disziplin- und Handlungsfeldentwicklung.
500 Stichwörter zu den Kategorien Konzepte und Fachbegriffe, Methoden, Personen, Anbieter sowie Netzwerkaktivitäten bieten eine Fülle an Themen zur Fundierung und Wissenserweiterung erlebnispädagogischer Praxis an.
Das Buch ist HIER erhältlich